Die ersten Tage entscheiden
Wenn ein Insolvenzverfahren über ein kleines oder mittelständisches Unternehmen eingeleitet wird, beginnt für den vorläufigen Insolvenzverwalter ein hochkomplexer Spagat: Auf der einen Seite stehen rechtliche Formalien, Fristen und Zahlen. Auf der anderen Seite die betriebliche Realität eines laufenden Unternehmens mit Menschen, Aufträgen, Baustellen und Lieferketten. Beides verdient Aufmerksamkeit – doch die Praxis zeigt: Wer sich in den ersten Tagen ausschließlich auf Zahlen und Paragraphen stürzt, verkennt oft das, was das Unternehmen überhaupt noch tragfähig macht.
Was in der Werkstatt passiert, bestimmt den Wert
Die operative Substanz eines Unternehmens zeigt sich nicht in der Buchhaltung, sondern im Tagesgeschäft:
- Wie stabil ist die Belegschaft?
- Welche Aufträge laufen oder stehen kurz vor Fertigstellung?
- Gibt es tragfähige Kundenbeziehungen?
- Wie funktioniert die Kommunikation im Betrieb?
Wenn sich in dieser kritischen Phase niemand um die Mannschaft, die Abläufe oder die Kunden kümmert, fällt das Kartenhaus oft schneller in sich zusammen als es betriebswirtschaftlich nötig wäre.
Der Wert des Unternehmens sinkt binnen Tagen, nicht selten irreversibel.
Wird ein Betrieb nicht aktiv stabilisiert, drohen:
- Mitarbeiterflucht, weil Löhne die Stimmung kippt
- Kundenverlust, weil Aufträge nicht abgeschlossen oder nicht kommuniziert werden
- Lieferausfälle, weil das Vertrauen der Lieferanten fehlt
- Wertverlust von Anlagegütern, weil Stillstand oder Unsicherheit Betriebsvermögen entwertet
Zudem gilt: Ohne Fortführungskonzept, Kommunikation oder operative Struktur kann der Insolvenzverwalter auch haftbar gemacht werden, wenn sich später zeigt, dass eine Fortführung möglich gewesen wäre, aber nicht rechtzeitig versucht wurde. Zu langes Zögern kann nicht nur Werte vernichten, sondern auch juristisch problematisch werden.
Was in der Praxis funktioniert: Betriebswirtschaftliche Begleitung von Anfang an
Die Lösung liegt in der frühzeitigen Einbindung eines externen betriebswirtschaftlichen Partners. Jemand, der versteht, was "auf der Baustelle" passiert, wie Mitarbeiter denken, wie Aufträge funktionieren und wie man aus Chaos kurzfristig wieder Struktur schafft.
Ein erfahrener betriebswirtschaftlicher Begleiter kann:
- die operative Führung stabilisieren
- Gespräche mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten führen
- Zahlungsflüsse sichern und Liquiditätsübersichten erstellen
- Schwachstellen im Betrieb aufdecken
- kurzfristige Optimierungen einleiten
Kurz gesagt: Er bringt die Realität auf den Tisch, damit der Insolvenzverwalter fundierte Entscheidungen treffen kann, statt allein auf formale Daten angewiesen zu sein.
Der Unterschied zwischen Verfahren und Verwertung
Insolvenz ist kein Automatismus. Der Unterschied zwischen einem langwierigen Verfahren mit Nullquote und einem zügigen Verfahren mit Teilerhalt liegt oft in der Qualität der ersten 14 Tage. Dort entscheidet sich, ob man Vertrauen aufrechterhält, ob der Betrieb fähig zur Fortführung ist und ob es Substanz gibt, mit der sich eine Sanierung, ein Verkauf oder ein Insolvenzplan rechtfertigen lässt.
Ein starker Insolvenzverwalter weiß:
Man muss den Betrieb verstehen, bevor man ihn bewertet.
Und das gelingt am besten mit einem Partner an der Seite, der nicht nur Excel und Datev beherrscht, sondern auch den Gesprächston im Pausenraum oder auf dem Betriebshof trifft.
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